Leykaul III – bei Kalterherberg

Leykaul (Belgien)

Schützenfest mit Blick auf Leykaul

Weiler westlich von Kalterherberg auf einer Höhe rechts der Rur. Der direkte Zugang vom Kalterherberger Oberdorf über die Malmedyer Straße, den Breitenbach überquerend,  war lange Zeit gesperrt, weil die Landesgrenze zu Belgien nur an einem offiziellen Übergang überschritten werden durfte, hier dem ehemaligen Bahnhof Kalterherberg der Vennbahn am Weg nach Küchelscheid (s. dort). Trotz der Nachbarschaft und engen familiären und kirchlichen Beziehungen nach Kalterherberg waren Leykaul und das jenseits der Rur nördlich anschließende Küchelscheid seit jeher „Ausland“ für Kalterherberg: Leykaul  und das jüngere Küchelscheid waren zunächst Bestandteile des alten Herzogtums Luxemburg, danach des preußischen Landkreises Malmedy, schließlich durch die Regelungen des Versailler Vertrages seit 1920 des Königreiches Belgien.

In kommunaler Hinsicht gehören beide Weiler zur Gemeinde Bütgenbach. Bütgenbach war ursprünglich auch die zuständige Pfarrkirche bis 1802, danach Elsenborn. Faktisch aber bestanden engste Verbindungen zum nahen Kalterherberg. Für den Schulbesuch der Grundschulkinder zahlte die Gemeinde Bütgenbach vor dem Anschluss an Belgien einen Ausgleich an Kalterherberg.

Jagdhaus Leykaul, spätere Villa Dinkel. Wechselte mehrmals die Zugehörigkeit zu Belgien und Deutschland.

Der mundartliche Name der Siedlung lautet op er Leikuul und verweist auf seine Entstehung durch Abbau von Dachschiefer (vgl. Leykaul I über dem Tal der Erkensruhr). Der Schieferbergbau (nicht die Siedlung!) lässt sich bis 1570/71 zurückverfolgen und ist mit Unterbrechungen (z.B. Verfall der Gruben Ende  17. Jahrhundert) bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts fortgeführt worden. Im 18. Jahrhundert war auch das Kloster Reichenstein dort zeitweilig im Dachschiefer-Abbau tätig. Die Siedlung Leykaul entstand, als mit einer Konzession von 1764 die Steinbrecherfamilie Goffart aus Fumay sur Meuse in den französischen Ardennen auf der Leykaul tätig wurde. Der Familienname ist bis heute im Lande verbreitet; eine zweite Familie aus dem gleichen Gewerbe und dem gleichen Herkunftsraum war die Familie Dardenne (vgl. Leykaul I). Seit spätestens 1771 sind die Goffart in Leykaul nachweisbar; auf der Tranchot-Karte sind 4 Gebäude verzeichnet. Einen letzten Abbauversuch hat der Kreis Monschau in den Jahren 1902-1905 unternommen.

Weiteres: s. Kalterherberg, Küchelscheid

Literatur: M. Jansen: Die Herkunft der Familie Goffart und die Entstehung von Leykaul, ML 15 (1985) S. 41-51; K. Gommes: Die Weiler Leykaul und Küchelscheid: Ursprung und Werdegang, ZVS 22 (1986) S. 6-9, 21-24, 35-38, 51-54, 70-74, 86-89, 102-105,118-120; K. Gommes: Die Schiefersteingruben auf Leykaul / Bütgenbach, ZVS 26 (1990) S. 176-180; H. Steinröx: Höfe – Mühlen – Schiefersteine. Aufsätze zur Geschichte des Monschauer Landes, Monschau 1994 (= Beiträge zur Geschichte des Monschauer Landes. 3); A. Bikar: Ein Gendarmerieposten in Küchelscheid. 10. Mai 1940, ML 36 (2008) S. 34-50; M. Schröder: Die Herkunft der Familie Goffart und die Entstehung der Leykaul. Ergänzungen zur Familiengeschichte und Firmengründung, ML 45 (2017) S. 77-83; zu den Kuriositäten der Grenzziehungen nach dem 1. und 2. Weltkrieg: M. Heinzel: Bollenien. Eine kurze Episode in den belgisch-deutschen Beziehungen, St. Vith 2017