Rollesbroich (Gemeinde Simmerath) (Erstbezeugung a. 1348 im Personennamen Bertram van Rollensbroech)
Auf dem Höhenzug zwischen Rur und Kall nordöstlich von Simmerath, auf der Abdachung zum Kalltal, entstand, noch innerhalb des Siedlungskerns des Feldgeleits bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, eine Rodung Rollesbroich. Durch ständigen Fortgang der Rodung wurden spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts ihre Teile in ein Ober- und Niederrollesbroich unterschieden (a. 1361 Oeuerrolesbroich, a. 1369 Ouerrollesbroech, a. 1361 Nederrolesbroich, a. 1369 Nederrollesbroch). Beide setzen sich in den heutigen Dörfern Strauch und Rollesbroich fort. In amtlichen Texten galt die Unterscheidung in Ober- bzw. Niederrollesbroich bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts. In den Waldordnungen von 1665 findet sich dann der Gebrauch der Namen Rollesbroich und Strauch. Für das mittelalterliche Dorf bestand Mühlenzwang zur nahe gelegenen Kallmühle. Durch Rollesbroich verläuft, von Simmerath kommend, die Wegeverbindung aus dem Monschauer Land über Germeter/Vossenack und Hürtgen ins Dürener Land (heute L 160, ab Raffelsbrand B 399).
Unter den Siedlungsnamen im Feldgeleit findet sich als das beliebteste Grundwort der Ausdruck -rath (5x), abgeleitet vom Verb roden, in der Bedeutung ‚Rodung‘. Es folgt mit dreimaligem Vorkommen das Grundwort –broich, das auf Lage an sumpfigen Senken verweist, die auf der Hochfläche nördlich der Rur zahlreich als Talansätze vorkommen. Beide Namentypen enthalten als Bestimmungswörter durchweg Kurzformen von Personennamen. Diese Deutung wird in der Regel durch schwache n-Flexion der Bestimmungswörter gestützt. Im Falle von Rollesbroich wird das sehr häufige Namenwort germ. (h)rôth-, ahd. ruod– zugrunde liegen (wie in nhd. Ruprecht, Rüdiger, Roland u.a.), wobei die Kurzform Rollo sowohl aus einer Suffixbildung wie Rôd-ilo mit mittelfränkischem intervokalischem Ausfall des -d- als auch aus Kontraktion eines zweigliedrigen Namens wie Rôd-land > Roland resultieren kann. Jedenfalls ist ein Appellativ als Bestimmungswort bei der Zeitstellung der beiden Grundwörter auszuschließen.
Die überwiegende Zahl der seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts im Amt Monjoye auftretenden Täufer hielt sich zwar im Raum Kesternich – Dedenborn auf, doch haben einzelne auch näher beim Kirchort Simmerath des „unteren Kirchspiels“ gelebt. Ein Verzeichnis von a.1597/98 nennt aus Rollesbroich zwei Personen als geflohen. Besonders hervorzuheben ist, dass laut der Kirchenvisitation von a.1550 eine Frau (Bernhartz Maria zu Nider Ronnelssbroch) als Predigerin tätig gewesen ist und offenbar Visionen gehabt hat. Sie wurde „die Apostolin“ genannt, sagt wie sie in den dritten himmel ufgehaben ist ‚sie sagt, wie sie in den dritten Himmel erhoben worden ist.‘
Die Lage von Rollesbroich innerhalb des Feldgeleits mit Zehntpflicht zum Marienstift Aachen verweist darauf, dass ursprünglich Konzen die zuständige Pfarrkirche gewesen ist, die in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts durch die Gründung des „unteren Kirchspiels“ und der Pfarrkirche Simmerath abgelöst wurde. Erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in Rollesbroich zu einem Kirchenbau (1859/60, Weihe 1865) mit zeitweiligem eigenen Seelsorger, ab 1904 wurde Rollesbroich Rektorat unter Simmerath bis 1919, danach eigene Pfarre. Aufgrund der Sprengung des Turmes durch deutsches Militär im September 1944, wie durchgängig in den Dörfern östlich des Westwalls praktiziert, wurde der gesamte Kirchenbau weitgehend zerstört. Weihe des Nachkriegs-Neubaus 1954 (St. Mariä Empfängnis).
In der ersten preußischen Kommunalordnung 1816 kam Rollesbroich mit Bickerath, Huppenbroich, Paustenbach und Witzerath zur Bürgermeisterei Simmerath. Bei dieser Zuordnung ist es ungeachtet aller sonstigen Umgliederungen im Landkreis Montjoie/Monschau bis zur Kommunalreform 1972 geblieben.
Aufgrund der Lage östlich des Westwalls, an dem der amerikanische Vormarsch Ende September 1944 zum Stehen kam, geriet Rollesbroich wie die Nachbardörfer für mehrere Monate in das unmittelbare Frontgeschehen und wurde bis zum amerikanischen Einmarsch in den ersten Februartagen 1945 stark zerstört.
Aus Rollesbroich stammt die Ordensschwester Anna Helena Stollenwerk (1852 – 1900), die Mitbegründerin der Steyler Missionsschwestern, deren Seligsprechung Papst Johannes Paul II. 1995 vorgenommen hat.
Weiteres: s. Strauch
Literatur: Th. Schreiber: Meßtischblätter spiegeln Simmeraths Entwicklung, ML 18 (1990) S. 55-66; H. Arens: Schwester Helena Stollenwerk aus Rollesbroich. Die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. in Rom, ML 24 (1996) S. 109-113