Mulartshütte

Mulartshütte (Gemeinde Roetgen)  (Erstbezeugung a. 1502/03 vp der Hutten; a. 1504/05 Molers werck; a. 1516 Moyllairtzwercken)

Jägerhaus von 1763

Mulartshütte entstand verkehrsgünstig im Tal der Vicht, wo die Straße von Lammersdorf nach Vennwegen (“Hahner Straße” = L 12) das Tal quert. Dieser Straßenzug bildete vor dem napoleonischen Bau der Straße Aachen – Trier (Verlauf der B 258) die Hauptverbindung aus dem Kernraum des Monschauer Landes nach Norden ins Land Kornelimünster und weiter nach Aachen, während der westliche Streifen des Landes den Weg über das Hohe Venn und Raeren nahm.

Wie der Name ausweist, gehört Mulartshütte zu den Gewerbegründungen zur Eisenverarbeitung, die seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in den größeren Tälern des Monschauer Landes entstanden. Die Einrichtung der Hütte dürfte kurz vor der Jahrhundertwende erfolgt sein. Der Erstbestandteil des Namens ist ein Personenname, a. 1503/04 als Muylart vp der Hutten bezeugt, hinter dem man den ersten Betreiber der Hütte vermuten darf. Die Betriebsdauer der Hütte ist ebenfalls nur ungefähr zu bestimmen. Das Ende der Eisenproduktion dürfte in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts erfolgt sein.

Auf dem Gelände von Mulartshütte (in Richtung Rott, Flur em Jastes) lag das Grundstück, aus dessen Einkünften nach einer Stiftung Johanns II. von Schönforst, Burggraf von Monschau, vom Jahr 1430 ein Gasthaus und ein hoher Steg über die Vicht am Pilgerweg nach Kornelimünster unterhalten werden sollten.

Nach dem Landrecht von 1516 gehörte Mulartshütte zum Mühlenbann der Kallmühle, doch durften sich Mulartshütte und Rott aufgrund einer Konzession von 1661 nach  Zweifall wenden, wo mittlerweile eine von mehreren Mahlmühlen als weitere Bannmühle des Amtes Monjoye fungierte.

In der Flur em Jastes (s.o.), in einiger Entfernung von der Bebauung und links der Vicht auf Walheimer Gebiet eröffnete 1864 eine Pulvermühle trotz heftigen Protesten aus der Bevölkerung gegen ihre Konzessionierung. Bis 1867 flog die Anlage in der Tat dreimal in die Luft, wobei 8 Beschäftigte umkamen. Eine vierte Explosion mit zwei Toten folgte 1876; 1894 zum Verkauf angeboten.

In der preußischen Kommunalordnung von 1816 bildete Mulartshütte mit Zweifall und Lammersdorf zusammen eine Bürgermeisterei. Nach Abtrennung von Lammersdorf (1850) waren Zweifall und Mulartshütte eine Gemeinde, seit 1877 von Roetgen verwaltet und ab 1936 Gemeinde im Amt Roetgen; 1972 unter Abtrennung von Zweifall der Gemeinde Roetgen zugeordnet. Damit fand die traditionelle Orientierung auf Zweifall, die auf der Verbindung mit den weiteren, vichtabwärts gelegenen Eisenhütten gegründet war, ein Ende.

Weiteres: s. Rott, Zweifall

Literatur: Hoffmann: Zu Mulartshüttes Frühzeit, ML 21 (1993) S. 33-38; H. Steinröx: Der Ursprung des Ortes Mulartshütte, ML 14 (1986) S. 49-51; M. Hoffmann: Das Ende der Eisenproduktion in Mulartshütte. Annäherung an einen historischen Vorgang anhand der Monschauer Forstmeisterakten, ML 22 (1994) S. 33-37; B. Läufer: Nachrichten der merkwürdigsten Begebenheiten. Chronik der Gemeinden Lammersdorf, Zweifall und Mulartshütte, Monschau – Aachen 2006 (= Beiträge zur Geschichte des Monschauer Landes. 7)