Elmar Neuß: Das Monschauer Land im Mittelalter.
Elmar Neuß, langjähriger Vorsitzender des Geschichtsvereins des Monschauer Landes e.V. und heute stellvertretender Vorsitzender, hat sich bereits in mehreren Veröffentlichungen intensiv mit der Geschichte des Monschauer Landes vor allem im Mittelalter beschäftigt. Man denke beispielsweise an sein Buch über die Burg Monschau, seine Bearbeitung der Mappe ‚Monschau‘ im Rheinischen Städteatlas (Lfg. X, Nr. 56, 1992) und die Herausgabe der Rechtsquellen des Amtes Monschau im ehemaligen Herzogtum Jülich im Rahmen der Weistümer-Serie der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (Die Weistümer des Amtes Monschau und der Herrschaft Hetzingen, bearb. v. €Elmar Neuß, Wien-Köln-Weimar 2019 [= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. XVIII, 4. Abt. Bd.2]). Die jetzt erschienene Veröffentlichung „Das Monschauer Land im Mittelalter“ enthält eine grundlegende Neubearbeitung der mittelalterlichen Geschichte des Landes. Damit soll die ältere Darstellung in der Sammlung ‚Das Monschauer Land‘ von 1955 in der Bearbeitung von Ludwig Mathar endgültig ersetzt werden. Denn inzwischen ist der Forschungsstand ein anderer.
Das Buch behandelt in 13 Kapiteln die Geschichte des Landes von den Anfängen als karolingischer Forstbezirk bis zu seiner Eingliederung in das Herzogtum Jülich, wobei als charakteristisches und über Jahrhunderte nachwirkendes Kennzeichen gilt, dass die Kirche des Forsthofes Konzen durch Schenkung Karls des Großen dem Marienstift Aachen inkorporiert war. Durch Bau von Burgen (Reichenstein, Monschau) im 11. und 12. Jahrhundert sowie Anwerbung von Siedlern haben die Grafen /Herzöge von Limburg (heute Limbourg, an der Weser/Vesdre zwischen Verviers und Eupen) den Forstbezirk der Krone entfremdet und eine Adelsherrschaft von der Burg Monschau aus begründet.
Der erste Teil der Darstellung behandelt deshalb zunächst in einem ersten Kapitel die Verhältnisse beim Forsthof Konzen gemäß den Regelungen des ‚Capitulare de villis‘. Darauf folgen fünf Kapitel über die von der Burg Monschau aus agierenden Adelsdynastien und die Siedlungserschließung des Landes durch Waldrodung. Dabei kann der bis heute durch einen umgebenden Waldgürtel erkennbare Siedlungskern, das sog. ‚Feldgeleit‘, als bis zur Mitte des 13. Jahrhundert entstanden aufgezeigt und nachgewiesen werden. Demgegenüber sind Siedlungen im umgebenden ‚Waldgeleit‘ entsprechend später zu datieren. Zuletzt erfolgte vom 15. Jahrhundert an mit den Anfängen der Eisenverhüttung und -verarbeitung die Erschließung der größeren Täler von Rur, Kall und Vicht. Die Rodung ist erst im 16. Jahrhundert an ein erstes Ende gekommen.
Hinsichtlich der Entstehung einer Landesherrschaft ist als Besonderheit festzuhalten, dass es seit 1238 zunächst zu einer zweigeteilten Herrschaft kam, bei der Jülich über das Forstrecht, der jeweilige Burgherr der Burg Monschau über die Gerichtsherrschaft verfügte. Ein Kapitel zur Ausbildung der Grenzen des Landes bis zur Integration als Amt in den Jülicher Territorialstaat schließt einen ersten Teil ab.
Es folgen als zweiter Teil in eher systematischer Behandlung fünf Kapitel über die Forstverwaltung, das Gerichtswesen, über Dienste und Abgaben samt Mühlenwesen, über die Lage auf den Dörfern (Wirtschaftsweise, Bevölkerungsgröße, Bausituation, Wegeverhältnisse) und die kirchlichen Verhältnisse. Zum letztgenannten Kapitel mit Behandlung der Reformationszeit ist zu bemerken, dass bisher im Umfeld der verschiedenen reformatorischen Richtungen die älteren, stark konfessionell bestimmten Darstellungen das Auftreten der Täuferbewegung zwar vermerkt, dabei aber nicht gewürdigt haben, dass gerade sie für das Monschauer Land als die charakteristische Ausprägung von ‚Reformation‘ zu gelten hat.
Obwohl gründlich quellenbasiert richtet sich die Darstellung in erster Linie an landesgeschichtlich interessierte Leser, nicht primär an Fachvertreter. Daher ist durchgängig versucht worden, den heutigen Lesern die fremden und fernstehenden Lebensverhältnisse des Mittelalters erklärend verständlich zu machen. Unumgängliche Fachbegriffe sind zusätzlich in einem Glossar erläutert. Außerdem ist – analog dem Verfahren im Buch zur Geschichte der Burg Monschau von 1998 – ein Literaturkommentar angefügt für alle, die sich zum Thema vertieft kundig machen wollen. Deshalb enthalten Fußnoten nur knapp die notwendigen Quellennachweise; Erörterungen abweichender Meinungen und Hinweise auf Überholtes finden sich im genannten Kommentar, nicht in den Anmerkungen.
Schriftenreihe:
Beiträge zur Geschichte des Monschauer Landes. Nr. 22
Elmar Neuß: Das Monschauer Land im Mittelalter.
ISBN 978-3739514222, 440 S., Preis 24,90 €
Verlag für Regionalgeschichte https://www.regionalgeschichte.de/detailview?no=1422