Imgenbroich (Gemeinde Monschau) (Erstbezeugung a. 1361 Ymgenbroich). Imgenbroich liegt auf einer Anhöhe nördlich der Rur verkehrsgünstig an der B 258 von Monschau nach Aachen, wo die B 399 nach Düren abzweigt. Die Siedlung entstand im hochmittelalterlichen Rodungskern um die limburgischen Burgen Reichenstein und Monschau im sog. “Feldgeleit” und gehört damit der ersten hochmittelalterlichen Rodungsperiode der Zeit von ca. 1100 – 1250 an. Die sumpfigen Quellmulden mehrerer, in verschiedene Richtungen abgehender Bäche, haben das Motiv für den Namen geliefert. Nach dem Landrecht von 1516 gehörte das Dorf zum Mühlenbann der Belgenbachmühle.
Von der Mitte des 17. Jahrhunderts an entstand aus der Initiative einer im Monschauer Land einheimischen, lutherisch gewordenen Familie Offermann eine Feintuchmanufaktur, die den ursprünglich bäuerlichen Charakter des Dorfes grundlegend veränderte. Die Feintuchproduktion stand in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Qualität gleichrangig neben der Monschauer. Sie prägte den baulichen Charakter des Dorfes bis zu seiner fast vollständigen Zerstörung im Herbst und Winter 1944/45, als aufgrund des stockenden Vormarsches der Amerikaner am Westwall das Dorf von Ende September 1944 bis Ende Januar 1945 im unmittelbaren Frontbereich lag. Von den repräsentativen Gebäuden der Tuchmacherzeit sind (umgebaut und verändert) allein der sog. “Wernershof” (Trierer Str. ) und das Haus “Klein Amsterdam” (Grünenthalstr. ) erhalten.
Wegen der günstigeren Wasserverhältnisse wurden größere Teile der Produktion bereits in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Monschau und ab 1763 auch nach Grünenthal (an der Rur bei Widdau, unterhalb von Monschau; s. Grünenthal) verlagert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts ging die Produktion kontinuierlich zurück. Wegen seiner gewerblichen Bedeutung war Imgenbroich seit der französischen Zeit (1794) Verwaltungssitz für die umliegenden Bauerndörfer und bildete nach der preußischen Neuordnung (1816) eine Bürgermeisterei mit Konzen, Eschweide, Mützenich, Menzerath und Widdau, ab 1851 eine Samtgemeinde mit Konzen, Mützenich und Eicherscheid samt ihren Ortsteilen. 1972 Zuordnung zur Stadt Monschau. Ein erster Schritt zur kirchlichen Verselbständigung gegenüber der Urpfarre Konzen begann 1675 mit der Errichtung einer Kapelle mit Messstiftung (1695) und Einsiedelei; es folgte 1768 die Weihe einer Kirche (St. Josef) unter Konzen (abgerissen nach Vollendung der neuen Kirche 1899). Mit der kirchlichen Neuorganisation der napoleonischen Zeit wurde Imgenbroich 1804 selbständige Pfarre. Ein Kirchenneubau an anderer Stelle wurde 1899 geweiht; Neubau nach Kriegszerstörung 1952 geweiht.
Die seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts verstärkt im Amt Monjoye auftretenden, heftig verfolgten Täufer hielten sich in weit überwiegender Zahl im Osten des Amtes im „unteren Kirchspiel“ Simmerath auf, doch sind im Verzeichnis der geflohenen Täufer von 1597/98 auch zwei Namen aus Imgenbroich genannt. Der 1558 hingerichtete Kölner Buchdrucker und Täufer Thomas von Imbroich stammte nach Ausweis seines Namens aus Imgenbroich.
Die lutherischen Feintuchfabrikanten und die protestantischen Teile der Facharbeiterschaft hatten im benachbarten Menzerath zusammen mit den Monschauern ihre Kirche (ab 1683) und ihren Friedhof (ab 1678). Nachdem die lutherische Gemeinde Monschau (1708 von Gemünd abgetrennt) über eine eigene Kirche in der Stadt verfügte (1789), belegte sie noch den Friedhof Menzerath bis Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Imgenbroich-Menzerather Gemeinde benutzte die Kirche in Menzerath weiter, bis sie wegen Baufälligkeit 1830 geschlossen werden musste (Abriss 1831). Aus dem Abrissmaterial der Kirche ist die Mauer des noch erhaltenen Friedhofs mit einer Reihe bemerkenswerter Grabdenkmäler von Fabrikantenfamilien errichtet. Ein erster Friedhof protestantischer Christen (auf Walchenau) lag in der Imgenbroicher Flur Kirflich am Weg nach Monschau am Kieselbach. Er wurde nach der Anerkennung der lutherischen Gemeinde noch von den wenigen Reformierten im Amt Monjoie genutzt. Die lutherische Gemeinde erbaute sich im Jahr 1838 eine neue Kirche in Imgenbroich. Sie wurde ab 1884 von Monschau mitverwaltet. Die architektonisch qualitätvolle, nach Plänen des bekannten Kommunalbaumeisters Christian Wilhelm Ulich errichtete Kirche wurde 1935 abgerissen.
Trotz des Rückgangs der Tuchfabrikation im 19. Jahrhundert behielt Imgenbroich über die Verwaltung hinaus längere Zeit zentralörtliche Bedeutung durch einen überörtlichen Markt, eine landwirtschaftliche Winterschule (1883-1966), eine Forst- und Kolonialschule (1911-1914) und eine expandierende Molkerei (1892/93, eingestellt 1967). Auch unter den seit 1972 zur Stadt Monschau vereinigten Orten nimmt Imgenbroich, beim Zusammentreffen der Bundesstraßen 258 und 399 gelegen, die Rolle des bevorzugten Einkaufzentrums und Gewerbestandortes ein mit Kaufhäusern, dem Handwerkerzentrum HIMO (eröffnet 1995), der Großdruckerei WEISS-Druck+Verlag und weiteren mittelständischen Betrieben. Aus Imgenbroich stammte der Maler Christian Eduard Boettcher (1818-1889), der nach Studium in Stuttgart und Düsseldorf seit 1872 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf innehatte. Er ist insbesondere als Maler der Rheinromantik und biedermeierlicher Genreszenen bekannt geworden.
Literatur: T. Offermann: Die Geschichte der Feintuchherstellung in Imgenbroich, ML 41 (2013) S. 36-52; Schreiber: Imgenbroich, ein ehemaliges Tuchmacherdorf, Monschau : Geschichtsverein des Kreises Monschau o. J. [1955]; Imgenbroicher Notizen. I: 1938-1945 Westwall – Kriegszeit – Evakuierung; II: 200 Jahre Pfarrgemeinde Imgenbroich; III, Schulen in Imgenbroich, Imgenbroich : Verein für Heimatgeschichte Imgenbroich e. V. 1992; 2004; 2007; O. Drosson: Molkereigenossenschaft Imgenbroich I-III, ML 19 (1991) S. 80-89; 20 (1992) S. 108-116; 21 (1993) S. 125-129; Th. Schreiber: Konzen und Imgenbroich im Spiegel amtlicher topographischer Karten, ML 30 (2002) S. 53-72; H. G. Lauscher: Das Kinderbildnis in der Genremalerei Christian Eduard Boettchers, ML 31 (2003) S. 6-20