Widdau

Widdau (Gemeinde Monschau) (Erstbeleg a. 1531/32 Jan in dem Weytauwe, a. 1534/35 der Weytauwer; a. 1647/48 Weydawe)

Der Weiler Widdau liegt auf einer Terrasse über dem Tal rechts der Rur, gegenüber der Einmündung des Belgenbachs bei Grünenthal. An der Brücke, wo die heutige Rurtalstraße (K 21) von Hammer auf die linke Rurseite wechselt und nach Imgenbroich ansteigt, mündet auch die Straße von Widdau talwärts und stellt die Verbindung nach Imgenbroich (s. dort) her. Eine zweite Straßenverbindung (K 26) besteht nach Rohren (s. dort) auf die Höhe südlich der Rur.

Die Siedlung entstand in der Siedlungsphase, als von der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts an die größeren Täler von Vicht, Kall und Rur der Siedlung erschlossen wurden. Während in diesem Zusammenhang die Hütten und Hämmer zur Eisengewinnung und -verarbeitung im Talgrund in Wassernähe lagen, wurden landwirtschaftliche Rodungen wie Widdau oder Dedenborn auf höher gelegenen Terrassen angelegt.  Der Name ist als Flurname älter als der Weiler. Die den Siedlungskern des Monschauer Landes, das Feldgeleit, umgebenden Forsten waren in acht Aufsichtsbezirke, sog. „Huten“ aufgeteilt. Der Bezirk südlich von Imgenbroich und Eicherscheid jenseits der Rur bildete die „Widdauer Hut“ (wydauwer  hoidt). Zu a. 1647/48 sind in Widdau vier Haushaltungen bezeugt.

Durch Ausbau von Wegeverbindungen seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat sich die ursprünglich isolierte Lage des Ortes stark verändert (vgl. Dedenborn). Die kürzeste Verbindung nach Rohren ist zweifellos vertieft worden, nachdem die dortige Kapelle 1707 einen eigenen Geistlichen erhielt und die Widdauer Bewohner diese Kirche aufsuchten. Seit Rohren 1804 im ersten Bistum Aachen Pfarre wurde, ist Widdau zugehöriger Bestandteil. Entsprechend besuchten die Widdauer Kinder die Grundschule in Rohren. Ihre ursprüngliche Pfarrkirche in Konzen erreichten die Bewohner von Widdau durch das Tal des Belgenbachs aufwärts. Erst die Konzession für die Anlage von Werken der Imgenbroicher Textilmanufaktur in Grünenthal 1763 zog den Ausbau eines kürzeren Fahrweges (heute K 21) nach Imgenbroich nach sich. Und erst im Rahmen der Arbeiten am Westwall kam es zum Bau der Rurtalstraße von Hammer und der Brücke in Grünenthal. Nichts verdeutlicht besser die späte Integration von Widdau in das heutige Verkehrsnetz als die Tatsache, dass die genannten Fahrwege erst nach dem 2. Weltkrieg mit festen Laufdecken ausgebaut worden sind.

In der ersten preußischen Kommunalgliederung von 1816 ist Widdau der Bürgermeisterei Imgenbroich zugeordnet worden und in dieser Verbindung bis zur Neuordnung von 1972 verblieben.

Auf Initiative eines privaten Bauvereins ist 1974/75 eine kleine Kapelle am Ortseingang (von der Rurseite) errichtet worden. Nach dem Vorbild der Rohrener Lourdes-Grotte von 1903 haben die Widdauer 1904 am Weg nach Rohren eine ähnliche Grotte zum Thema „Christus am Ölberg“ eingerichtet.

Literatur: Steinröx: Das Alter des Ortes Widdau, ML 10 (1982) S. 148; Th. Schreiber: Höfen, Rohren (und Widdau) im Spiegel amtlicher topographischer Karten, ML 28 (2000) S. 31-48; K. H. Kirch: Die Rurtalstraße – ein Jahrhundertprojekt in drei Phasen, ML 43 (2015) S. 90-112