Strauch

Strauch (Gemeinde Simmerath)  (Erstbezeugung: a. 1348 im Personennamen Bertram van Rollensbroech)

Auf dem Höhenzug zwischen Rur und Kall nordöstlich von Simmerath, auf der Abdachung zum Kalltal, entstand, noch innerhalb des Siedlungskerns des Feldgeleits bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, eine Rodung Rollesbroich. Durch ständigen Fortgang der Rodung wurden spätestens seit der Mitte des 14. Jahrhunderts die Teile Ober- und Niederrollesbroich unterschieden (a. 1361 Oeuerrolesbroich, a. 1369 Ouerrollesbroech, a. 1361 Nederrolesbroich, a. 1369  Nederrollesbroch). Beide setzen sich in den heutigen Dörfern Strauch und Rollesbroich fort. In amtlichen Texten galt die Unterscheidung in Ober- bzw. Niederrollesbroich bis etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts. In den Steuerlisten des Amtes Monjoye von 1551 ist unter Oberrollesbroich u.a. der smytt am struch ‚der Schmied am Strauch‘ genannt. Dieses offenbar auffällige Kennzeichen seines Wohnplatzes hat den Namenwechsel zu Strauch eingeleitet, der sich auch im amtlichen Gebrauch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchgesetzt hat. Ein Verzeichnis der Täufer im Amt von 1597/98 nennt u.a. Merg, Clemens dochter zu Oberrollesbroich am Strauch. Auf dem Gebiet von Strauch dürften mehrere Rodungskerne bestanden haben, die nach und nach zu einem Dorf zusammengewachsen sind; die genannte Liste von 1551 nennt z.B. auch den Thonis am Steckelborn, dessen Wohnplatz zum heutigen Dorf Steckenborn zählt. Das Dorf war im Mittelalter zur Bannmühle im Kalltal gezwungen.

Durch Strauch verläuft, von Simmerath kommend, die Wegeverbindung aus dem Monschauer Land durch den Buhlert über Schmidt nach Nideggen (heute L 246), wobei der letztgenannte Abschnitt schon 1777 ausgebaut worden ist.

Kirche vor der Zerstörung

Die seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts im Amt Monjoye auftretenden Täufer hielten sich vorzugsweise im östlichen Bereich des „unteren Kirchspiels“ Simmerath auf. Im Gegensatz jedoch zu Orten wie Kesternich oder Dedenborn sind a. 1597/98 für Strauch nur zwei geflohene Personen registriert. Die Lage Strauchs innerhalb des Feldgeleits mit Zehntpflicht zum Marienstift Aachen verweist darauf, dass ursprünglich Konzen die zuständige Pfarrkirche gewesen ist, die in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts durch die Gründung des „unteren Kirchspiels“ und der Pfarrkirche Simmerath abgelöst worden ist. Ein Kirchenbau (1846-1850) und die Einrichtung eines Rektorates (1855) waren erste Schritte zur Lösung aus der Pfarre Simmerath; formelle Pfarrerhebung 1908. Ein Kirchenneubau folgte 1921-23 (Weihe 1928, St. Matthias), der durch Sprengung des Turmes durch deutsches Militär im September 1944 weitgehend zerstört wurde. Wiederaufbau 1950/51, Weihe 25.10.1951.

Nach einer ersten preußischen Klassifizierung 1816 als Gemeinde gehörte Strauch nach der Kommunalordnung von 1851 mit Steckenborn, Hechelscheidt und Held zur Samtgemeinde /Bürgermeisterei Kesternich und kam zuletzt mit dem Amt Kesternich von 1936 zur Gemeinde Simmerath (1972).

Nachdem Ende September 1944 der amerikanische Vormarsch am Westwall weitgehend zum Stehen gekommen war, geriet Strauch wie andere Dörfer östlich des Westwalls auf der Hochebene nördlich der Rur für Monate in das unmittelbare Frontgeschehen und wurde weitgehend zerstört. In den ersten Oktobertagen verließen bis auf eine Familie die Einwohner den Ort, der am 05. Februar 1945 von amerikanischen Einheiten eingenommen wurde.

Im gleichen Zeitrahmen wie in einigen anderen Dörfern des Monschauer Landes auch taten sich 1896 Landwirte aus Strauch und Steckenborn zu einer Molkereigenossenschaft zusammen (Betriebseröffnung 1897). 1940 erfolgte die Fusion mit der Genossenschaft Simmerath. Nach den Kriegszerstörungen eröffnete zuerst 1946 der Betrieb in Strauch, doch wurde nach der Wiedereröffnung der Molkerei Simmerath im Jahr 1951 der Betrieb in Strauch geschlossen; Abriß 1974.

Weiteres: s. Steckenborn, Rollesbroich

Literatur: W. Schmidt, F. Bremen, C. Schmitz, R. Aley, W. Johnen (Bearb.)., Chronik von Strauch/Eifel,  anlässlich der 650-Jahr-Feier September 2011, Strauch 2011; Th. Schreiber: Kesternich, Steckenborn und Strauch im Spiegel amtlicher topographischer Karten, ML 29 (2001) S. 65-81