Fringshaus

Gasthaus auf dem Hohen Venn an der Straßengabelung, wo die napoleonische Landstraße Aachen – Trier, von Roetgen kommend (heute B 258), südlich nach Konzen und östlich nach Lammersdorf  (L 114) verzweigt. Durch die Grenzziehung nach dem Versailler Vertrag 1920 geriet das Haus auf belgisches Territorium, während die Landesgrenze im Straßengraben unmittelbar vor dem Haus verlief. Die Straße (heute B 258) durchquerte als deutsche Exklave bis zum ehemaligen Bahnhof Konzen das Hoscheider Venn als belgisches Territorium, das sich überdies bis heute weiter entlang der rechten Seite der Straße nach Lammersdorf erstreckt. Seit dem deutsch-belgischen Grenzvertrag von 1956 (in Kraft getreten 28.08.1958) ist die Straße bis Konzen belgisches Territorium, während die Straße nach Lammersdorf an die Bundesrepublik Deutschland zurückfiel.

1826 hatte Arnold Frings aus Konzen auf der Vennhöhe Gelände zur Rodung und zur Errichtung eines Gasthauses erworben, das den Namen seines Begründers fortführt. 1890 verkauften die Nachkommen das Anwesen an Friedrich August Esser, der nach zweimaliger Brandkatastrophe den Reinartzhof (s. dort) verlassen hatte. In dessen Familie ist das Anwesen verblieben, wobei die zugehörigen Erwerbszweige Gasthaus, Warenverkauf und Landwirtschaft unterschiedliche Wege gegangen sind. Das heutige Gebäude ist nach einem Brand 1946 neu errichtet.

1926 entstand gegenüber, an der Straße nach Lammersdorf, auf damals (und seit 1956/58 wieder) deutschem Territorium das Gasthaus „Neu-Fringshaus“, dessen Gastbetrieb nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen worden ist.

Die kuriose Grenzsituation hat in der Zwischenkriegszeit und der unmittelbaren Nachkriegszeit, als zeitweise deutscher Zoll unmittelbar vor dem Haus postiert war, zu lebhaftem Schmuggel und absurden, aber auch gefährlichen Situationen geführt, wie sie nach Jahrzehnten erfolgreicher Europapolitik nicht mehr vorstellbar sind.

Literatur: P. Neuß: Fringshaus, EHV 16 (1941) S. 81-88; M. Huppertz: Vor 100 Jahren: Familie Esser erwirbt Fringshaus, ML 19 (1991) S. 65-73; M. Heinzel: Bollenien. Eine kurze Episode in den belgisch-deutschen Beziehungen, o.O.[St. Vith] 2017